Griechenland nach den Waldbränden

Am 24.8.2007 brachen während einer Hitzewelle mit Temperaturen über 40 Grad Celsius und einem vorangegangenen sehr heißen Sommer in ganz Griechenland katastrophale Waldbrände aus. Besonders betroffen war der Peloponnes und die Insel Euböa.

Die Mehrzahl dieser Brände wurde durch fahrlässigen Umgang mit Feuer oder Brandstiftung ausgelöst. Durch sturmartige Winde breiteten sich die Brände mit rasender Geschwindigkeit aus und bildeten durchgehende Flammenfronten von über 100 Kilometern.


Die folgende Satellitenaufnahme zeigt die Brände am 26.8.2007. (Quelle: Nasa)

Satellitenaufnahme der Waldbrände in Griechenland vom 26. August 2007

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Die örtlichen Feuerwehren waren durch die Brände gnadenlos überfordert und eine Brandbekämpfung aus der Luft gestaltete sich aufgrund des starken Windes zunächst als fast unmöglich. In den nächsten Tagen zerstörte das Feuer eine Fläche von ungefahr 1800 km² (180.000 ha).

  • Zur Information:
    Griechenland hat eine Gesamtfläche von 131.990 km², wovon etwa ein Viertel der Fläche auf die Inseln entfällt - der Peloponnes umfasst ungefähr eine Fläche von 20.000 km².

Durch die Brände kamen in Griechenland 60 Menschen ums Leben. Die meisten Opfer forderten die Feuer auf dem Peloponnes, alleine in der Region Zacharo kamen mindestens 39 Menschen in den Flammen um. Daneben wurden tausende Oliven- und Zitrusbäume, sowie unzählige Nutz- und Wildtiere ein Raub der Flammen. Vereinzelt brannten ganze Dörfer nieder.

Durch den vermehrten und internationalen Einsatz von Löschflugzeugen konnten die meisten Brände innerhalb der folgenden Woche gelöscht werden, jedoch flammten immer wieder bereits gelöschte Feuer auf und erschwerten die Brandbekämpfung.



Die folgende Satellitenaufnahme vom 29.8.2007 zeigt die verbrannten Gebiete. (Quelle: Nasa)

Die Satellitenaufnahme vom 29.8.2007 zeigt die verbrannten Gebiete in ziegelrot.

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  • Erklärung: Durch die Kombination von sichtbarem und infrarotem Licht können die weitreichenden Auswirkungen der verheerenden Brände im südlichen Griechenland in obiger Aufnahme dargestellt werden. In dieser Art von Satellitenbild erscheint unverbrannte Vegetation leuchtend grün, verbrannte Bereiche sind dagegen ziegelrot eingefärbt. Deutlich sind die drei riesigen Brandgebiete im westlichen Teil der Peloponnes zu erkennen.



Die Presseberichterstattungen und deren Folgen

Über die Waldbrände wurde in der nationalen und internationalen Presse im großen Stil, häufig auch in sehr reißerischer Form, berichtet. Teilweise wurde selbst in seriösen Medien der Eindruck erweckt, dass fast ganz Griechenland brennt, bzw. durch die Feuer zerstört wurde.
Die Presseberichterstattung führte zwar zu einer hohen Spendenbereitschaft, jedoch auch zu einer erheblichen Verunsicherung zukünftiger Griechenlandurlauber. Selbst griechenlanderfahrene Urlauber sagten in den folgenden Wochen und Monaten ihre geplanten Urlaube ab - selbst dann, wenn sie in Regionen reisen wollten, in denen keine Brände stattgefunden haben.

Die Auswirkungen für den Tourismus in den folgenden Jahren werden deutlich spürbar sein. Zu tief haben sich die Bilder von verbrannter Erde und Feuerwänden in die Köpfe der Zuschauer eingebrannt.


Diese Webseite soll dazu beitragen, dieses Bild zu relativieren. Wir möchten hier aber auf keinem Fall das große Leid der Betroffenen verharmlosen, oder die immensen und zum Teil unwiderruflichen Schäden in der Natur beschönigen!

Im folgenden wollen wir die von uns in den Monaten Juni und Juli, sowie Ende September und Anfang Oktober 2007 persönlich gewonnen Eindrücke vermitteln. In dieser Zeit hielten wir uns mit unserem Wohnmobil an der Westküste des Peloponnes auf.




Ausbruch der Brände in Tholo und Umgebung

Bereits im Juli 2007 brannte es vermehrt in Griechenland. Die Anzahl der Feuer war im Gegensatz zu den vorherigen Jahren deutlich erhöht. Auch im Hinterland von Tholo (Region Zacharo) brachen mehrmals Brände aus. An vielen Tagen waren die an der Küste wasseraufnehmenden Löschflugzeuge zu beobachten.
In den griechischen Medien wurde intensiv und reißerisch berichtet. Aber auch im deutschsprachigen Raum wurde über diese Waldbrände im erheblichen Umfang berichtet. Dies führte nach unserer Meinung dazu, das viele Individualurlauber nicht auf den Peloponnes gereist sind.
Die Campingplätze an der Westküste waren Ende Juni und den ganzen Juli über deutlich weniger besucht als in den Jahren zuvor. Tholo selber war in dieser Zeit nicht von den Bränden betroffen.
Ende Juli sind wir wieder nach Deutschland zurückgefahren.


Am 24.8.2007 und dem darauf folgenden Tag erreichten die Feuerfronten Tholo aus nördlicher und östlicher Richtung (Fotos). Wie uns einheimische Freunde berichteten, näherten sich die Feuer mit rasender Geschwindigkeit aufgrund des sogenannten Feuersturms. Zudem brannte das Feuer nicht nur auf einer Front, sondern "flog durch die Luft" und hat immer wieder Gebiete übersprungen.
Die Bewohner der Orte in den Bergen östlich von Tholo flüchteten an den Strand von Tholo und wurden von dort durch Boote der Küstenwache evakuiert.
Auf dem Berg vor Tholo, wo sich der Ort Agios Ilias befindet, explodierte Munition aus dem 2. Weltkrieg in ehemaligen Geschützstellungen. Einwohner verglichen den Feuersturm und die Explosionen mit "einem Feuer und glühenden Rauch ausatmenden Ungeheuer".
Durch einen Windrichtungswechsel wurde das Feuer zunächst zurückgedrängt, ein erneuter Richtungswechsel trieb die Feuerfront jedoch wieder auf Tholo zu.

Das Feuer brannte auf langer Front entlang der Nationalstraße und übersprang diese an einigen Stellen. Als es bereits westlich der Nationalstraße brannte, kamen zum Glück mehrere Löschflugzeuge, die das Feuer in diesem Bereich löschen konnten. Ohne diese Flugzeuge wäre das Feuer hier nicht zu stoppen gewesen, da die örtliche Wasser- und Stromversorgung ausfiel. Aus dem Brunnen des Campingplatzes, der über stromunabhänige Wasserpumpen verfügt, haben sich die Bewohner mit Wasser versorgt, um kleinere Brände zu löschen.

An dieser Stelle ist zu bemerken, das Tholo riesiges Glück hatte. In den nächsten Tagen herrschte dichter Brandrauch mit Sichtweiten von wenigen Metern (Fotos). Der Campingplatz war für 2 Tage geschlossen.




Nach den Bränden

Am Sonntag den 26.8.2007 haben wir unsere Freunde in Tholo telefonisch erreicht, die uns soweit beruhigen konnten, dass ihnen und ihrer Familie nichts passiert ist. Die Situation sei jedoch katastrophal und unübersichtlich.

Verunsichert durch Fernsehbilder vom Strand von Tholo und einem Bericht in einer süddeutschen Zeitung, in dem es hieß, dass fast das ganze Dorf zerstört sei, fuhren wir Ende September erneut nach Tholo.

Im folgenden nun unserer persönlicher Bericht fünf Wochen nach den katastrophalen Waldbränden.

Aus Richtung Patras auf der Nationalstraße kommend, bemerkt man von den Auswirkungen der Feuer zunächst nichts. Erst kurz vor Pyrgos fallen verbrannte Hänge ins Auge. Wie es schein, kam es hier nur zu wenigen Gebäudeschäden. Das Feuer brannte zwar bis an die Dörfer heran, konnte aber in Schach gehalten werden.
Im direkten Umland der Stadtgrenzen von Pyrgos hat das Feuer viel Vegetation zerstört. Es scheint, als wenn hier das Feuer deutlich länger gewütet hat als an anderen Hängen. Während unserer Anwesenheit brachen hier auch erneut Brände aus. Unsere persönliche Einschätzung ist, dass hier weniger oder später gelöscht wurde zur späteren Erschließung von Bauland (reine Vermutung).

Weiter Richtung Süden fahrend, sieht man immer wieder Hänge, an denen es gebrannt hatte. Vorherrschend ist jedoch die Farbe grün, aber immer wieder gibt es auch tief verkohlte Spots, in deren Umfeld die Bäume vertrocknet sind, die Pflanzen haben dann nur noch braune Blätter, wie bei uns im Herbst.

Bei Kaiafa ändert sich der Anblick schlagartig, hier ist der gesamte Pinienwald bis zum Wasser hin zerstört. Viele Bäume sind regelrecht ausgebrannt und umgefallen.
Offen wird vermutet, dass hier nicht unbedingt vorrangig gelöscht werden sollte. Das einzigartige Naturgebiet im Bereich von Kaiafas war immer ein Argument gegen die von der Regierung favorisierte Trassenführung der beschlossenen neuen Autobahn an der Küste entlang und für eine viel teurere Trassenführung durch die Berge. Aber nun sind diese Argumente dauerhaft vernichtet... Im Laufe des nächsten Jahres (2008) soll die Trassenführung beschlossen werden.

Fünf Wochen nach den Bränden wird es hier aber auch schon wieder grün. Überall wächst neues Gras und der Bambus hat schon eine Höhe von über einem Meter.

Weiter Richtung Zacharo sieht man überwiegend verbrannte Hänge. Aber nicht überall hat es gebrannt. Es wechseln sich immer wieder schwarze, braune und grüne Bereiche ab.

Um Zacharo herum ändert sich wieder wie bei Pyrgos das Bild. Das Feuer hat bis an die Stadtgrenzen gewütet. Anders als vor und hinter Zacharo ist das Feuer auch über die Nationalstraße Richtung Meer gesprungen und hat hier Olivenhaine zerstört oder in Mitleidenschaft gezogen.
Weiter Richtung Tholo wechseln sich immer wieder schwarze, braune und grüne Streifen ab. Auch hier scheint es zum Glück kaum zu wahrnehmbaren Wohngebäudeschäden gekommen zu sein.



Die Situation in Tholo

In Tholo angekommen, stellten wir mit Erleichterung fest, dass sich unsere Befürchtungen nicht bewahrheitet hatten. Das Feuer ist zwar auch über die Nationalstraße gesprungen, konnte aber durch den Einsatz von Löschflugzeugen und den Anwohnern vor Erreichen des "Dorfkerns" gestoppt werden (Foto / Video1 / Video2). Auch die direkt an der Straße befindlichen Häuser konnten gerettet werden, obwohl das Feuer bis an die Hauswände vorgedrungen ist (Foto / Video).
Lediglich ein kleines relativ nahe an der Nationalstraße stehendes Haus und ein alter, an Christos Haus angrenzender Schuppen sind innen ausgebrannt. Zudem kam es zu Schäden an Olivenbäumen, welche zwischen der Nationalstraße und dem Dorf stehen.
An der Bassai-Taverne (Kreuzung Nationalstraße) entstanden leichte Brandschäden. Die Hecke sowie einige kleinere Kunststoffteile sind angebrannt. Durch Funkenflug entzündete sich der Stamm der großen Palme vor Nikos Taverne am Bahnhof in Höhe des Daches - Nikos Sohn Jorgos konnte dieses Feuer zum Glück ausschlagen (Foto).
Die Häuser von Christo (Strandbar) und vom Doktor (Neubau des Campingplatzbesitzer) wurden zum Glück nicht beschädigt, lediglich die umgebende Vegetation ist verbrannt (Foto).
Glück hatte auch Niko von der Taverne O´ti - die Taverne und sein Privathaus wurden nicht ein Raub der Flammen. Der Campingplatz, der daran angrenzende Olivenhain, sowie der Pinienwald am Strand sind vom Feuer glücklicherweise komplett verschont geblieben. (Video)
Eine weitere gute Nachricht ist, dass -soweit uns bekannt- kein Einwohner von Tholo verletzt wurde!

Anders sieht die Situation auf der östlichen Seite der Nationalstraße (Richtung Berge) aus. Hier hat das Feuer teilweise verheerend gewütet. Um die Kirche herum, die augenscheinlich nicht beschädigt wurde, ist alles zerstört (Foto1 / Foto2 Video). Hier kam es auch zu Wohngebäudeschäden.
Unterhalb der Kirche stieg auch noch 5 Wochen nach dem Feuer Rauch aus einem Baumstumpf auf (Foto / Video) - leider kein Einzelfall. Auch während unserer Anwesenheit kam es zu weiteren kleinen Waldbränden im Hinterland, Löschflugzeuge und Löschhubschrauber füllten ihre Wassertanks vor Tholos Küste auf.

Großes Glück hatte auch Tibor gehabt. Obwohl der Hang über seinem "Museum" komplett abgebrannt ist, ist das Feuer weder auf das Museum noch auf sein Wohnhaus übergesprungen (Foto). Der Bürgermeister von Zacharo hat Tibor versprochen, die oberhalb befindlichen verbrannten Bäume zu fällen und damit den Hang zu stabilisieren . Ob dies ein Abrutschen des Steilhanges verhindern kann, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Überall wurden schon die Flussbetten ausgebaggert und erheblich verbreitert, um den erwarteten Wassermassen Platz zu bieten.

Entlang der Straße Richtung Bassai-Tempel und den Bergen hat das Feuer sehr viel Wald und Vegetation komplett zerstört (Fotos). Ganze Hänge sind regelrecht verkohlt. Auch 5 Wochen nach dem Feuer rauchten hier noch einzelne Stämme.
Zwischen der verkohlten Vegetation wuchsen aber schon neue Pflanzen und auf den Ascheflächen blühten die ersten Blumen - ein Anblick der kaum gegensätzlicher sein kann (Foto).


Seit dem Ausbruch des Feuers kam der Tourismus in dieser Region fast zum Erliegen. Der Campingplatz Tholo-Beach war nur sehr gering frequentiert. Beide Tavernen im Dorf waren geöffnet, hatten jedoch kaum Gäste.
Schwerwiegender als die materiellen Schäden dürften die psychischen Folgen wiegen, die das Feuer bei den Betroffenen ausgelöst hat. Viele mit denen wir gesprochen haben, berichteten von immer wiederkehrenden Albträumen und schlaflosen Nächten.

Wie die Folgen und die weitere Zukunft der Region aussehen wird, wird sich nach den ersten schweren Regenfällen zeigen. Es bleibt zu befürchten, dass viele Hänge jetzt nicht mehr ein Raub der Flammen, sondern ein Raub des Wassers werden. Die Behörden haben erstaunlich schnell reagiert und mit dem Ausbaggern der überwiegend trockenen Flussbetten einen ersten Schritt gemacht, um die Auswirkungen der fast unvermeidlichen Erdrutsche möglichst gering zu halten (Foto). Ob weitere Schritte folgen wird sich zeigen.
Leider mussten wir im Herbst 2007 aber auch feststellen, dass immer noch sehr fahrlässig mit Feuer umgegangen wird. Weiterhin wurden abgeerntete Felder großflächig abgebrannt, brennende Zigaretten aus dem Auto geschnippst und jede Menge Müll auf die verbrannten Flächen entlang den Straßen geworfen.


Die Folgen für die vom Tourismus lebende Bevölkerung werden wohl erst im nächsten Sommer 2008 genauer festgestellt werden können. An dieser Stelle muss noch einmal betont werden, dass anders als von den Medien suggeriert, die meisten Gebiete nicht vom Feuer betroffen wurden. Ein Wegbleiben der Urlauber wird ansonsten in den nächsten Jahren zum wirtschaftlichen Ruin vieler weiterer nicht direkt vom Feuer Betroffener führen. Für die Natur wäre es jedoch sicher eine Erholung...



Während unseres Aufenthaltes im Herbst 2007 haben wir etliche Fotos in der Region Tholo gemacht. Diese sollen eine Augenblickaufnahme der Auswirkungen der katastrophalen Waldbrände darstellen und eine Information für Tholokenner bieten. Daneben gibt es noch einige kurze Videos zum Thema, die wir mit einem Handy gefilmt haben.


Es bleibt zu hoffen, dass sich Menschen und Natur schnell von den Folgen der Brandkatastrophe erholen werden.

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Zu den Videos: www.Youtube.de/Schelligr
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